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Leider wurde das alte Salettl kurz nach dem Erstellen dieser Seite abgerissen. Diese Dokumentation bleibt dennoch bestehen - als Zeichen des multipen Versagens der beteiligten Stellen - Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege wegen falscher Interpretation der historischen Pläne (!!!) - erzbischöfliches Ordinariat München wegen absolut unangebrachter Ungeduld und Rücksichtslosigkeit beim Baubeginn des neuen Pfarrsaals und schließlich die Stadt Wolfratshausen, die sich nicht in der Lage sah, das Bauwerk zu retten. Insgesamt scheiterte die Rettung an einem Betrag von rund 15.000,-- Euro für den fachgerechten Abbau und die vorübergehende Einlagerung der Bauteile.....

Im Schatten der katholischen Kirche duckt sich ein unauffälliges Bauwerk in den Bergwald. Das Klischee vom Dornröschenschlaf ist hier nicht ganz fehl am Platz, denn viele Wolfratshauser Bürger wissen überhaupt nichts (mehr) von diesem Gebäude.

Mitte September 2010 droht diesem letzten Zeugnis der Brauereikultur Wolfratshausens der Abbruch!

Seit mehr als 100 Jahren steht dort auf einem Eiskeller des ehemaligen "Schererbräu" (jetzt Sparkasse) ein "Schutzdach", errichtet vom stadtbekannten Bau- und Zimmerermeister Nikolaus Lanzinger (siehe Bauplan links - anklicken).
Nicht nur für dessen Tätigkeit (siehe weiter unten) ist das Gebäude ein relativ gut erhaltenes Zeugnis, sondern auch für die Tradition der Gasthaus-Brauereien in Wolfratshausen und im Oberland allgemein.

Der "Schererbräu" war neben dem noch existierenden "Humplbräu" eine der beiden Gaststätten im Zentrum des Marktes, die unmittelbar am Kirchplatz gelegen sicher seit Alters her das Leben dort bestimmt haben. Kirche und Gasthaus gehören nicht nur in Bayern zusammen, nach dem sonntäglichen Kirchgang (für manche auch bereits anstelle desselben) gehörte die Einkehr in eins dieser beiden Wirtshäuser zur guten Tradition.

Der "Schererbräu" hatte bis Mitte des 19. Jh. eine eigene Brauerei, wie dies früher üblich war. Sicher gab es bereits zu dieser Zeit einen Eiskeller zum Kühlen des Bieres. Diese Eiskeller funktionierten so, dass neben dem eigentlichen Lagerraum ein zweiter Raum angeordnet war, in den von der Seite oder von oben die auf den Weihern der Umgebung (in Wolfratshausen vermutlich auch in einer Eiswanne am Bergwald!) herausgesägten Eisblöcke eingefüllt wurden. Das Ganze war von dicken Mauern umgeben und entweder von Kastanienbäumen mit kühlendem Schatten versehen, oder es wurde ein Holzgebäude darüber errichtet, das gleichzeitig als Tanzboden oder Ausschankfläche genutzt werden konnte. Ein schönes Beispiel für eine ähnliche Kombination findet man auch im Freilichtmuseum an der Glentleiten.

In Wolfratshausen findet man so etwas allerdings kein zweites Mal! 

Warum das "Schutzdach" erst 1907, also nach dem Ende der Brautätigkeit beim "Schererbräu" errichtet wurde, bleibt unklar. Vermutlich ersetzte es aber ein bereits vorher vorhandenes Dach, denn im Steuerkataster des Staatsarchivs München findet sich bereits im Jahre 1888 ein Hinweis auf ein ""Salettl" (Zugang Plan Nr. 297 "Gras- und Wurzgarten mit Salettl" - Indexbild anklicken). Dass das neue Schutzdach nach dem Ende der Brautätigkeit errichtet wurde, kann allerdings auch darauf hindeuten, dass es von Anfang an sogar eher für die oben erwähnten "Nebenfunktionen" vorgesehen war und der eigentliche Hauptzweck nur noch eine untergeordnete Rolle spielte.

1888 war Franz Hogn Inhaber des "Schererbräu" und gleichzeitig Posthalter. Er starb 1892, danach führte seine Witwe Anna die Wirtschaft weiter, ab 1894 mit ihrem zweiten Mann Sebastian Staudacher. 1898 wurde das Anwesen an Franz Tangl verkauft, der jedoch die Posthalterei nicht mehr bekam und auch sonst kein Glück mit dem Anwesen hatte.

Der nächste Besitzer, Kommerzienrat Käß, wollte sich vor allem den Bierabsatz seiner Eurasburger Brauerei sichern. Diese wurde jedoch von seiner Tochter - damals bereits Gräfin Tattenbach - geschlossen und der "Schererbräu" im Jahre 1904 an das Kloster Schäftlarn verkauft.

Josef und Rosa Köglsperger dürften die ersten Wirtsleute unter der Schäftlarner Klosterbrauerei gewesen sein. Zu ihrer Zeit wurde das neue Salettl errichtet (siehe Deckblatt Baumappe - Indexbild anklicken).

Das Archiv des Klosters Schäftlarn befindet sich derzeit im Aufbau. Zwei Rechnungen aus der Planungs- bzw. Bauzeit des Salettl zeigt das rechte Bild (anklicken). Die Rechnung über Plankopien dürfte sich allerdings ebenso wie die über Arbeiten an einem "Holzschupfe im Pfahrhof" eher nicht auf das Salettl beziehen, sie dienen hier nur als Anschauungsbeispiel. Es ist fraglich, ob Rechnungen im Zusammenhang mit den verpachteten Gaststätten überhaupt noch auffindbar sind.  

Die Eheleute Kögslperger beendeten ihre Tätigkeit 1909 und taten dies im Wolfratshauser Wochenblatt kund (linkes Bild anklicken), wobei sich gleichzeitig die Nachfolger Max und Marie Thomas um die Gunst der Gäste bewarben. Allerdings eröffneten sie die Wirtschaft - vielleicht nach Renovierungsarbeiten - erst im Oktober des gleichen Jahres wieder. Leider finden sich mit Ausnahme der beiden gezeigten Anzeigen keinerlei Werbeanzeigen des "Schererbräu" im Wolfratshausener Wochenblatt mehr, jedenfalls nicht in den Ausgaben bis 1910. Offensichtlich brauchte man neben der Kirche keine Werbung....

Für Nikolaus Lanzinger war das Salettl sicher nur ein Kleinauftrag, hatte er doch Gebäude wie die evangelische Kirche, die Lanzinger-Villa, die Kreislandwirtschaftsschule, das Krankenhaus und das Volksbad Wolfratshausen errichtet und ein eigenes Sägewerk am Loisachufer in Betrieb. Dennoch ist es ein Kleinod, dessen Erhalt nicht zuletzt wegen seiner Zweckbestimmung gesichert werden sollte. Wir haben die Konstruktion (vorläufiger Bestandsplan rechts) durch einen Zimmerer begutachten lassen, der uns bestätigt hat, dass sich das Bauwerk transferieren lassen würde und sich auch in einem entsprechend guten Zustand befindet. Fehlende oder beschädigte Teile lassen sich durch Nachfertigungen nach den Originalteilen ersetzen. 

Nikolaus Lanzinger ist eine der bekanntesten Persönlichkeiten in der Baugeschichte Wolfratshausens. Viele private und öffentliche Gebäude wurden von ihm geplant und errichtet.

Nachdem das Gelände hinter dem "Schererbräu" mittlerweile Eigentum der Kirche ist, die dort ihr neues Pfarrheim errichten will, suchen wir dringend nach einem neuen Standort wenigstens für das Salettl selbst - der Eiskeller wird ohnehin für immer verloren sein.

Vorschläge für einen neuen Standort des Salettls sind dringend erbeten (rechts eine Überlegung zum Aufbau beim Maibaum auf der Floßlände). Es kann sowohl mitten auf einem Dorfplatz als auch im Biergarten eines Gasthofs stehen, an einem Weiher oder See oder sonstwo, wo es am besten möglichst intensiv genutzt wird. Aber Achtung: es handelt sich hier nicht um einen Gartenpavillon! Die Grundabmessung beträgt 12 x 12 m zuzüglich Dachüberstand! Dafür kann man unter dem Dach eine Tanzmusik samt Tänzern problemlos unterbringen oder eine ganze Blaskapelle witterungsgeschützt aufspielen lassen! Ob öffentlich oder privat - Hauptsache, das Gebäude wird gerettet!

Impressionen von zwei Begehungen des Gebäudes, das mittlerweile mit allem möglichen Gerümpel angefüllt und - zum Schutz vor Vandalismus - von außen komplett verbrettert ist. (auf Anfrage).

Außerdem brauchen wir dringend finanzielle Unterstützung, zunächst für den fachgerechten Abbau und die Einlagerung der Holzkonstruktion. Wer also mit Spenden für den Abbau und die Sicherung des Gebäudes selbst einen Beitrag leisten will oder sonst in irgendeiner Weise für den Erhalt des Bauwerks eintreten kann, ist herzlich willkommen.

Stellungnahme des Historischen Vereins Wolfratshausen zur Erhaltung und Transferierung des Salettls (links)

Schließlich suchen wir nach wie vor Zeitzeugen und Gewährsleute, die uns über die frühere Nutzung des Bauwerks, das in den letzten Jahren eine wenig würdevolle Zweckentfremdung als Taubenhaus erfuhr, berichten können. Fotos, Postkarten, Zeitungsausschnitte und -anzeigen oder ähnliches nehmen wir gerne entgegen und geben sie selbstverständlich nach dem Einscannen wieder zurück. Direkter Kontakt per eMail: post@traumhaus-plan.de

Quellenangabe: Staatsarchiv München, Stadtarchiv Wolfratshausen, Benediktinerabtei Schäftlarn
Fotos: Waltraud Gschwendtner, Harald Staub
Luftbild: Geobasisdaten © Bayerische Vermessungsverwaltung 2010 
geodaten.bayern
Pläne: Stefan Goller, Harald Staub


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